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Die Gewinnung von Düften
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Schon seit Jahrtausenden haben die Menschen versucht, die angenehmen Düfte der Natur einzufangen. Dabei haben sie immer wieder erfahren, dass die Blüten, Früchte und Wurzeln der Pflanzen die ergiebigsten Duftquellen sind. Mittlerweile hat die Wissenschaft erkannt, dass das, was wir als Duftstoff wahrnehmen, vor allem leicht flüchtige, ätherische Öle sind. Unter anderem zeichnen sie sich dadurch aus, dass sie zum Beispiel auf Textilien keine Flecken hinterlassen sondern vollständig verdunsten.
In der Natur spielen ätherische Öle als Informationsquelle für Insekten sowie als Schutz mancher Pflanzen eine wichtige Rolle. Sie entstehen rund um die Uhr; am Tag durch den Stoffwechsel während der Photosynthese und in der Nacht als Produkt des Regenerationsprozesses der Pflanze.
Bei der Entstehung ätherischer Öle bilden sich hochkomplexe biochemische Stoffe. Diese sind nicht nur für den charakteristischen Duft der ätherischen Öle verant-wortlich, sondern erklären auch die therapeutische Wirkung mancher Duftstoffe. Die sind nämlich in ihrem molekularen Aufbau den menschlichen Hormonen und Vitaminvorstufen sehr ähnlich.
Zitronenessenzen zum Beispiel enthalten einen hohen Anteil an wichtigen Monoterpenen. Dies sind Stoffe, die in geschlossenen Räumen verbrauchte Luft reinigen und ionisieren. Essenzen, die zu einem großen Teil aus Monoterpenen bestehen, sind daher ausgesprochen beliebte Stoffe zur Raumbeduftung.
Ätherische Öle können durch zahlreiche Methoden aus verschieden Pflanzenteilen gewonnen werden, indem durch Brechen der mikroskopisch kleinen Zellwände der Duft freigesetzt wird:
Enfleurage
Die einfachste, aber zugleich auch aufwendigste und unergiebigste Methode zur Gewinnung von Duftstoffen ist die sogenannte Enfleurage. Sie wird heute nur noch zur Gewinnung sehr kostbarer Essenzen wie Jasmin oder Tuberose angewendet. Bei dieser Methode werden frische Blüten auf eine mit Fett versehene Glasscheibe gelegt. Das Fett zieht in einem Vorgang, der mehr als zwei Tage dauern kann, den Duft aus den Blüten. Dies wird während Wochen wiederholt, indem immer wieder neue Blüten auf die Glasscheibe gelegt werden, bis das Fett gesättigt ist. In einem abschließenden Prozess wird die Essenz vom Fett getrennt. Zurück bleibt ein sehr kostbarer, erstklassiger Duftstoff.
Kaltpressung
Eine andere Methode zur Gewinnung von Duftstoffen ist die sogenannte Kaltpressung. Sie wird ausschließlich bei der Gewinnung von Zitrusdüften angewendet. Bei der Kaltpressung werden die Schalen unbehandelter Früchte ausgepresst.
Wasserdampfdestillation
Die wohl gebräuchlichste Methode zur Gewinnung von ätherischen Ölen ist die Wasserdampfdestillation. Um den Pflanzen ihren Duft zu entziehen, wird zerkleinertes Pflanzenmaterial in einem Destillationsgefäß auf einen Rost geschichtet. Anschließend leitet man Wasserdampf durch das Destillationsgefäß, der das ätherische Öl aus dem Pflanzengut löst. Mit dem Abkühlen des Wasserdampfes löst sich das Öl wieder vom Wasser. Da dieses Öl meistens leichter ist als das Wasser, kann es einfach abgeschöpft werden.
Extraktion
Es gibt eine Methode, die weit effizienter ist als Wasserdampfdestillation: Die sogenannte Extraktion. Bei der Anwendung dieser Methode werden den Pflanzen ihre Duftstoffe mit Hilfe von Lösungsmitteln entzogen. Die Methode der Extraktion wird vor allem bei der Verarbeitung solcher Pflanzen angewendet, die aufgrund ihrer Temperaturempfindlichkeit nicht destilliert werden können. Die Ausbeute bei der Extraktion ist jedoch ungleich höher als bei der Wasserdampfdestillation.
Um 1 Kilogramm Rosenessenz zu erhalten, werden bei der Destillation rund 5 Tonnen frisch gepflückte Rosenblüten benötigt, bei der Extraktion nur 2 bis 3 Tonnen. Dieses Beispiel verdeutlicht, warum 1ml ätherisches Öl mehr als 50 Euro kosten kann.
Angesichts dieser Preise verwundert es nicht, dass alternative Duftstoffe entwickelt wurden. Die Nachfrage nach wohlriechenden Essenzen ist nämlich im Verlauf der Zeit so groß geworden, dass sich zahlreiche Chemiker bemüht haben, die natürlichen Düfte zu kopieren. So erwuchs den Herstellern natürlicher Duftstoffe mit der chemischen Industrie eine große Konkurrenz.
Die Entwicklung der synthetischen Herstellung von Düften beruht auf der Tatsache, dass man heute die für den Duft verantwortlichen Molekülarten genau analysieren kann. Für Parfümeure sind Hightech-Methoden wie die Massenspektroskopie selbstverständlich geworden. Durch die immer bessere Technologie ist es heute möglich, selbst die Zusammensetzung der geheimnisvollsten Parfüms bis in ihre molekularen Strukturen zu analysieren.
In Grasse, einer verträumten südfranzösischen Stadt, die sich seit der Renaissance zum Weltzentrum der Düfte entwickelt hat, weiß man jedenfalls bis in letzte Detail Bescheid über die Geheimnisse der Konkurrenz. Dieser Umstand verursacht den großen Parfüm Herstellern jährlich Millionenverluste, da ihre Duftkompositionen im großen Stil kopiert und zu Schleuderpreisen verkauft werden.
Auf der anderen Seite haben die immer feineren und ausgereiften Technologien zur Bestimmung der Struktur von Duftmolekülen aber auch dazu beigetragen, der Natur ihre Geheimnisse zu entlocken, und so praktisch jeden natürlichen Duftstoff synthetisch herstellen zu können.
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